Wendepunkt der Geschichte

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Wendepunkt der Geschichte

Weit entfernt von dem, was Wissenschaft und Technik einst versprachen, nämlich Wohlstand und mehr freie Zeit zur persönlichen Entfaltung, bewegen wir uns auf einen zunehmend stressigeren und ungesünderen Lebensstil zu, der sich zudem immer mehr von der wahren menschlichen Natur entfernt. Die derzeitige kollektive Panikattacke hat es in ihrem pandemischen Ausmaß besonders deutlich gemacht. Auf einer philosophischen oder spirituellen Ebene könnte diese irrationale globale Welle der Angst in ihrer Mischung aus Massenpsychose, Massenhypnose und Massenapathie damit schon als Krönung (‘coronation’) und Höhepunkt eines uralten, ungelösten Konflikts zwischen gegensätzlichen inneren Kräften im menschlichen Wesen betrachtet werden.

Dieser Konflikt ist mindestens seit der Antike bekannt als ein ungelöstes Problem. In diesem Konflikt geht es um den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Bedürfnis nach kollektiver Sicherheit auf der einen Seite und der Sehnsucht nach individueller Freiheit auf der anderen. Drama über Drama handelt um diesen scheinbaren Widerspruch. Man könnte es auch den Konflikt zwischen weiblichem und männlichem Prinzip nennen, zwischen Mars und Venus und Yin und Yang, zwischen rechter und linker Gehirnhälfte, zwischen Matriarchat und Patriarchat, usw., oder übergeordnet einfach dem Dualismus dieser Welt. Der letzte Akt dieses Dramas könnte jedoch durchaus in einer tragischen Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes enden, wenn das kollektive Bewusstsein nun nicht bald seine ganze Aufmerksamkeit auf diesen ungelösten und nun deutlicher denn je hervortretenden Konflikt legt.

Die in der modernen Kultur weit verbreitete permanente Todesangst spielt in diesem Drama tatsächlich nur eine Nebenrolle. Diese uralte und von der die Biologie her sehr sinnvolle Angst ist hier nun nur zum Handlanger geworden, dessen sich die beiden Protagonisten bedienen, um der anderen Seite Angst zu machen. Auf der einen Seite heißt dieser Handlanger tödlicher Virus, auf der anderen geplanter Genozid, oder bestenfalls Scharlatanerie. Die Hauptrollen aber haben die Protagonisten namens Kollektive Geborgenheit und Individuelle Freiheit. Wer da im Moment gerade den Ton angibt, darüber dürfte wohl kein Zweifel herrschen. Es wird gerade die lange Arie der kollektiven Solidarität in den höchsten Tönen gesungen, und im Moment ist noch keine Unterbrechung abzusehen, wo dann vielleicht der andere Protagonist, die Freiheit des Individuums, noch mal zum Zuge kommen könnte. Die einst hart erkämpften Grund- und Menschenrechte befinden sich auf einem rasanten Rückzug. An diesem Wendepunkt der Menschheitsgeschichte gibt es nun nichts Dringlicheres, als Lösungen und Visionen für eine vielversprechende Zukunft zu entwerfen, für die es sich lohnt, sich einzusetzen. Die große Mehrheit der Menschen ist vom Stress des modernen Lebens unglaublich erschöpft, und auch viele ehemalige Idealisten sind der vergeblichen Anstrengungen und Kämpfe überdrüssig geworden. Das gelobte Land scheint weiter weg als je zuvor.

“Selbst die Zukunft war früher besser” (Karl Valentin, dt. Komiker)

Dieses Zitat eines bekannten deutschen Komikers aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts war bestimmt nicht nur scherzhaft gemeint. Die Hoffnung in Form einer vielversprechenden Zukunft macht einen harten Alltag in der Regel erträglicher. Frühere Generationen ließen sich noch von Visionen wie Sozialismus, Demokratie und Wohlstand für Alle leiten mit dem Ziel, den harten Kampf des Alltags irgendwann mal hinter sich lassen zu können. Wobei es dabei nicht einmal unbedingt um das eigene Wohl ging, sondern oft nur um das der nächsten Generationen. Unsere Vorfahren kämpften und schufteten los, „der Kinder und Kindeskinder wegen”. Worin besteht heute die Zukunftsvision? Ein global kontrollierter Sicherheitsstaat und Transhumanismus, die nach dem alten Prinzip Divide et Impera bis hin zur Perfektion geordnete Schöne neue Welt? Diese Idee scheint, außer bei einer kleinen Minderheit der globalen Eliten, in der Allgemeinheit noch nicht so richtig Anklang zu finden – wenn sich denn überhaupt noch jemand für jene Zukunft interessiert, die weiter entfernt ist als die vor die Nase des Esels gespannte Mohrrübe. Diese besteht bestenfalls in irgendeiner Karriereleiter mit angekoppeltem kleinbürgerlichen Kernfamilienmodell. Doch das sind inzwischen schon fast Privilegierte, die von so einer konventionellen Lebensweise zu träumen wagen. Bei der großen Masse hängt diese Mohrrübe beträchtlich kürzer vor dem Maul des Esels. Dort hastet man von einem schlechtbezahlten Job zum nächsten, ohne Aussicht auf baldige Veränderung. Es geht inzwischen zu wie beim Proletariat des 19. Jahrhunderts, wo man von der Hand in den Mund lebte. Heute geht das nur auf etwas höherem materiellem Niveau vor sich. Jetzt geht´s nicht mehr nur um die nächste Monatsmiete und das Stopfen hungriger Kindermäuler, sondern auch noch um die nächste Rate für den Kleinwagenkredit, das Buchen des Jahresurlaubs und den Erwerb von Smartphones und Netflix-Abos, sowie Markenklamotten für die Kids als eine Art Rüstung gegen das zunehmende Mobbing. All das, während man in einem Taumel der Geschäftigkeit durch das Dasein wandelt. Was für ein Leben!  

Future visions – in modern times

Doch scheint der Esel dieses Spiels zunehmend überdrüssig zu sein, und wird manchmal sogar bissig und rebellisch. Die meisten dieser Überdrüssigen jedoch bekommen einfach irgendeine Krankheit, ob nun Depression, Essstörung, Diabetes oder Krebs. Die lange Liste der Zivilisationskrankheiten ist fast unendlich. Und so wie man im 19. Jahrhundert die Leiden des Proletariats zu mildern versuchte mit Volksküchen und Verbesserung der sanitären Wohnverhältnisse, so hat man es bei der Masse des Volkes im 20. Jahrhundert versucht mit Sozial- und Krankenversicherungen und stetig steigendem Konsum und materiellem Besitz. Das hat einige Jahrzehnte lang einigermaßen gut funktioniert. Die scheinbare Geborgenheit durch Vater Staat gekoppelt mit einer Menge an ablenkender Kompensation hielt die Massen in Ruhe, und die Zahl derer, die sich in Zukunft eine größere Mohrrübe erträumen konnten, wuchs beträchtlich dank der neuen Bildungssysteme. Doch besonders seit die Sozial- und Bildungssysteme kräftig am Bröckeln sind und immer heftigere Krisen die Welt schütteln, nimmt die Hoffnung immer mehr ab, jemals an diese Mohrrübe heranzukommen, selbst wenn man alt und schrumpelig geworden ist wie irgendwann die Mohrrübe vor der eigenen Nase.  Die chemische und digitale Verschmutzung verschlimmert den Zustand zusehends. Sie betäubt die Sinne des modernen Menschen, und zunehmend auch die Königin der Sinne, die Intuition, den Instinkt, sechste Sinn oder wie immer man es nennen möchte. Dort ist auch der sog. gesunde Menschenverstand zuhause. Und der scheint nun vor lauter Betäubung und Panik bei dem größten Teil der Bevölkerung in Auflösung gegangen zu sein. Auch die einstige kulturelle und intellektuelle Elite scheint völlig benebelt. Jedenfalls haben nur wenige den lauten Warnschuss der Corona-Kanone direkt vor den Bug des Schiffs namens Menschheit gehört. Bestenfalls wird von dieser Seite nochmal zur Besonnenheit aufgerufen und vor Spaltung der Besatzung in Gut und Böse gewarnt, was aber bei einer panisch gewordenen Besatzung nur sehr kurzfristig oder gar nicht wirkt, und zur Lösung der Situation an sich überhaupt nichts beiträgt. Diese intellektuelle Taubheit ist nur ein weiteres Zeichen für den Ernst der Lage. Der kleine verbleibende Rest der intellektuellen Kritiker ist hauptsächlich damit beschäftigt, Schuldige zu jagen. Das mündet in der Regel in allerlei Theorien, die jedoch alle eines gemeinsam haben, nämlich die Vorstellung von Gut und Böse. Same old story! Währenddessen schwebt der wirkliche Mr. Bad Guy über unser aller Köpfe und nährt sich von unseren Ängsten. Dieser entwichene Geist weigert sich, in die Flasche zurückzukehren und ist niemand anderes als der vorherrschende Zeitgeist. Die Angst ist sein Junkfood, von dem er irgendwann süchtig geworden ist und das ihn nun offenbar so krank und verwirrt gemacht hat, dass man selbst düsterste Szenarien wie Genozid zur Lösung des angeblichen Problems der Überbevölkerung nicht mehr allein ins Reich der Verschwörungstheorien verbannen kann. Einiges könnte leider darauf hindeuten, dass das gegenwärtige Geschehen nicht allein mit der üblichen Machtgier von Großkonzernen und dem Größenwahn von Technokraten zu erklären ist, sondern vielleicht auch irgendwelchen wahnsinnigen Architekten einer neuen Weltordnung zuzuschreiben ist. Doch auch sie wären niemals an die Hebel der Macht gekommen, wenn nicht der Zeitgeist dies zugelassen und  gefördert hätte.

No vision fatigue – for technocrats

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.

(Antoine de Saint-Exupéry)

 

Klingt wunderbar, ist so wahr, und wird oft zitiert in Kreisen, die sich nicht zuhause fühlen in der mechanischen Weltsicht des Rationalismus. Doch was nützt die größte Sehnsucht nach dem weiten Meer, wenn es weder genug Holz noch erfahrene Schiffbauer gibt, um sofort loslegen zu können mit dem Bau von SchiffenWieder mal müsste man die sowieso schon immer knapper werdende Zahl wagemutiger Pioniere vertrösten auf irgendwann in der Zukunft”, und sie zurückschickt vor ihre Bildschirme, die sie im wahrsten Sinne des Wortes von der Wirklichkeit und vom aktiven Handeln abschirmen.

 

Außerdem, wie sollte denn eigentlich so eine verlockende Zukunft aussehen auf der anderen Seite des Meeres? Denn man wird außer bei irgendwelchen spirituellen Traumtänzern kaum eine Sehnsucht wecken können auf das „weite unendliche Meer“, wenn hinter den fernen Horizonten nicht irgendein verlockender Schatz lauert, der nur darauf wartet, entdeckt und gehoben zu werden.

 

Worin könnte dieser Schatz bestehen? Etwa eine „nachhaltige“ Gesellschaft mit regenerativer Energie, Biogemüse und Elektroautos für alle? Natürlich inkl. gratis IPad für alle Erstklässler, voll recyclebar, versteht sich. All diesen angeblichen Reichtum gibt´s dann für Vollzeit arbeitende Eltern bei einen 14-Stunden-Tag einschl. Gute-Nacht-Geschichte, mit sechs Wochen Jahresurlaub bei vollem Lohnausgleich, versteht sich. Bei einem derartigen Ausmaß an Zeitarmut freut man sich dann natürlich schon über ein paar Stunden weniger Wochenarbeitszeit und ein paar Tage extra Elternurlaub, über Jahrzehnte hart erkämpft von den Gewerkschaften.       

 

Aber ist diese Form einer nachhaltigen Gesellschaft, ob nun überhaupt machbar oder nicht, nun wirklich so “sexy”, d.h. unwiderstehlich anziehend? Bei wem wird so ein Szenario wohl die Sehnsucht wecken nach dem „weiten endlosen Meer“?

 

Nicht “sexy” sollen Zukunftsvisionen sein, sondern nur vernünftig und einleuchtend.

 

Wer das allen Ernstes meint, kann sich jedes Weiterlesen sparen.

 

Doch auch mit der Propagierung von “sexy” Visionen sollte man vorsichtig umgehen als “verführender” Visionär. Ein zu oft heiß gemachter und dann versetzter Freier kann auch sehr unangenehm und sogar aggressiv werden, oder depressiv und resigniert, und der Visionär entmutigt, wenn er nicht narzisstisch genug ist. Auf jeden Fall ist mit weiteren leeren Versprechen nicht nur niemandem gedient, sondern es ist auch äußerst destruktiv, besonders in der angespannten Lage der Desillusionierung der Massen.   

 

Vertröstet und hingehalten worden sind die Menschen nun schon zu oft und zu lange, seit so vielen Generationen schon. Das von der Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert versprochene ’gute Leben’, dass damals die von der Kirche zweitausend Jahre lang versprochene Belohnung im Himmel abgelöst hatte, hat sich für die große Masse nie eingefunden, sondern, wie eigentlich immer schon, nur für ein paar clevere Auserwählte. Früher nannten sie sich Fürsten und Hohepriester, heute Politiker und Wissenschaftler. Die dritte ‚Kaste‘ im Bunde der Auserwählten, die mehr im Hintergrund agierenden Kaufleute, haben in der Neuzeit fast das alleinige Regiment übernommen. Zu diesen ‚Kasten‘, die vielleicht nicht einmal 1 % der Bevölkerung ausmachen, gehört eine Schar von untergebenen Nutznießern, die man heute vielleicht als obere Mittelklasse bezeichnet. Das geht vom Militäroffizier über den Akademiker bis hin zum Schulleiter, vom Großinvestor über den Manager bis hin zum Abteilungsleiter. Dieser Bevölkerungsanteil macht vielleicht 5 % der Bevölkerung aus.  

 

Dann gibt es eine breite Mittelschicht mit einigermaßen gut bezahlten Jobs unter einigermaßen guten Arbeitsbedingungen oder mit Firmen als selbständige Gewerbetreibende. Diese Bevölkerungsschicht hat in der Regel zwar keine großen ökonomischen Probleme, aber dafür schon einen sehr fordernden Alltag mit Hinsicht auf o.g. Zeitarmut. Diese Schicht macht vielleicht so um die 70 % der Bevölkerung aus. Auf jeden Fall bezeichnet man deren Zuwachs im Vergleich zu früheren Zeiten als Fortschritt der Wohlstandsgesellschaft, denn diese Mittelschicht ist hervorgegangen aus der großen Masse des vorherigen Stadt- und Landproletariats, die heute in Form von Kranken, Arbeitslosen und anders Erwerbsunfähigen nur noch ungefähr 25 % der erwerbfähigen Bevölkerung ausmachen. Sie werden zudem über öffentliche Almosen so weit versorgt, dass ein halbwegs normales Leben möglich ist. 

Wenn man den Zuwachs an Warengütern betrachtet, hat das Narrativ von der Wohlstandsgesellschaft ganz bestimmt seine Berechtigung in Bezug auf Wirklichkeitsgehalt, ebenso, was den allgemeinen Bildungsstandard und die medizinische Versorgung angeht – was allerdings nicht notwendigerweise gleichbedeutend ist mit allgemein höherer Intelligenz, besonders der nicht der sozialen, und auch nicht mit allgemein besserer Gesundheit. Ganz im Gegenteil, wenn man sich mal genauer umschaut. Und was die Lebensqualität des ALLTAGs angeht, da waren vorherige Generationen trotz so einigen Katastrophen und Versorgungsengpässen in vielerlei Hinsicht besser gestellt als die heutige Generation. Stichworte: Umweltgifte, Stress, Hamsterrad und permanenter kollektiver Krisenzustand, samt einem Dauerbeschuss mit Informationen diesbezüglich durch die Medien. Als einzigen wahren Fortschritt im Sinne des Humanismus kann man eigentlich nur die Reduzierung der Autoritätsgläubigkeit und die Zunahme der gesellschaftlichen Toleranz und freien Meinungsäußerung betrachten, besonders in vorher so mit Tabu belegten Bereichen wie z.B. Religion oder Sexualität. Auch wenn dieser Umstand hier und jetzt nur in einem Satz erwähnt wird, so soll dessen immense Bedeutung dadurch nicht geschmälert werden. Ganz im Gegenteil, denn genau dieser Umstand macht die große Attraktion der westlichen Zivilisation aus. Es macht sie “sexy” für Leute aus anderen Kulturen, wo diese große Toleranz nicht oder nicht in gleichem Maße anzutreffen ist (siehe dazu auch Menüpunkt ‚Horden und Helden‘).

    

Doch hier geht es nun darum, warum es dem weitaus größten Teil der Bevölkerung nicht sonderlich gut geht, mild ausgedrückt. Tatsache ist, dass dieser Teil besonders in der sog. Ersten Welt einen nicht artgerechten und damit unwürdigen Alltag führt. Nicht artgerecht ist es allein schon aufgrund der großen Zeitarmut. Man schaue sich nur mal Naturvölker an, die in der Regel nur ein Drittel an Arbeitszeit verglichen mit dem modernen Menschen aufbringen müssen, um sich ausreichend zu ernähren.  Doch auch viele andere äußere Lebensbedingungen streben völlig entgegen der eigentlichen menschlichen Natur, z.B. den größten Teil des Tages auf einem Stuhl zu hocken, auf Blätter aus Papier oder auf einen Bildschirm zu glotzen. Auch verunreinigte und nährstoffarme Nahrung zu sich zu nehmen, gehört nicht zu den ureigensten Angewohnheiten des Menschen. Warum bezeichnet man eigentlich die industrialisierten Länder nicht als Allerletzte statt als Erste Welt?  

 

Das mag nun so manchen Leser überraschen, denn man wähnt sich in den Industrieländern immer noch im Butterfass der Welt. Das ist wohl eines der hartnäckigsten Narrativen, und anscheinend auch eine der schwersten Übungen, selbst für gestandene Systemkritiker, sich als sog. Hochkultur einzuräumen, dass sie doch nicht am höchsten über alle anderen Kulturen thront. Man möchte einfach nicht wahrhaben, dass die Butter längst ranzig geworden ist. Und ein besonders hoher Fettgehalt hat sie noch nie gehabt. Das Fett haben immer nur einige Wenige fleißig abgeschöpft.

 

In Ländern der „unterentwickelten“ sog. zweiten, dritten und vierten Welt führt man vielfach noch das Leben, so wie es die vorherigen Generationen der Ersten Welt getan haben, ein Leben, das wie gesagt in Bezug auf den ALLTAG oft menschenwürdiger war.

Der menschenunwürdige Alltag gilt eigentlich ebenso für die höheren ‚Kasten‘. Denn wer sich selbst abgetrennt hat von seinen Nächsten, um ein materiell reicheres Leben zu führen, ist ein armer Wicht, denn er kennt es nicht, ohne ständig Angst vor den „anderen“ zu haben, seinen hohen Status wieder zu verlieren. Nur der Narzissmus hilft, diese Angst einigermaßen in Schach zu halten.  

          

Düstere Wolken am Horizont  

 

Es sieht jetzt nicht einmal mehr danach aus, als wenn wenigstens den Kindern oder zumindest den Kindeskindern ein besseres Dasein vergönnt sein wird, wofür vorherige Generationen sich so abgerackert habenWofür dann noch abstrampeln? Dann geht es jetzt eben nur noch darum, irgendwie den letzten Rest der Zeit auszuhalten, und es sich dabei so bequem wie möglich zu machen. Eine Art Endzeit-Gemütlichkeit hat sich in weiten Kreisen eingestellt. Inzwischen kann wohl auch fast ein jeder sehen, dass der modernen Zivilisation nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, bis es wirklich brenzlig wird. Der ’Coronation’-Warnschuss vor dem Bug des Weltschiffes war ein deutliches Signal: Bis hierhin und nicht weiter! Doch wohin denn nur?

 

Außer ein paar eindämmenden Akutmaßnahmen von politischer Seite, die den drohenden Untergang erstmal etwas hinauszögern könnten, bis genug Rettungsflöße gebaut sind, müsste etwas grundlegend Neues passieren, und zwar sehr baldDas spüren viele, bewusst oder unbewusst. Als allererstes aber bräuchte es aber erstmal eine begründete Zuversicht, dass auf der anderen Seite des weiten (doch bitte nicht unendlichen!) Meeres eine Welt wartet, wie sie das Herz begehrt, sozusagen ein El Dorado der unerfüllten Sehnsüchte. Nicht durch Predigen neuer Regeln sollte diese Sehnsucht versucht erzeugt werden, um Gottes Willen,  sondern nur durch Vorleben und Zeigen. „Don´t tell it, show it!“ (siehe auch Menüpunkt ‚Das Prediger-Syndom‘)

 

Nichts ist lähmender als Hoffnungslosigkeit

 

Das gilt sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Lockende Visionen mit zeitnahen, realistischen Szenarios müssen also ran, um die Menschen aus Resignation, Apathie oder Hysterie herauszulocken. Die unbändige Neugier muss gewecken. Damit würde man gleichzeitig neuen Massenpsychosen wie die ‚pandemanische Coronoia‘ vorbeugenMan muss nicht allzu weit zurück in Menschheitsgeschichte blicken, um sich ein Bild davon machen zu können, dass diese Krise noch viel schlimmer hätte enden können, und immer noch kann. Welcher machtgeile Tyrann bekommt keine feuchten Träume angesichts der heutigen technologischen Möglichkeiten von totalen Überwachung? Auch für die Entsorgung politischer Gegner und unsolidarischer Volksschädlinge wie Wehrdienst-, Arbeits- oder Impfverweigerern und dergleichen gäbe es heutzutage wahrlich effektivere Methoden als primitive Konzentrationslager.   

 

Wohl nichtin der Welt treibt mehr merkwürdige Blüten als permanent unerfüllte Sehnsucht. Wege in extreme Verhaltensweisen, welcher Art auch immer, sind die Folge. In den meisten Fällen ist es weniger das heimliche Ausleben von Sehnsüchten, sondern die Unterdrückung und Verdrängung mit Hilfe von Moral und Disziplin. Also, es geht nicht nur darum, Sehnsüchte zu wecken, sondern auch darum, konkrete Wege aufzuzeigen, wie man solche Sehnsüchte in naher Zukunft erfüllen könnte, die nicht nur Kindern und Kindeskindern zugutekommen kann. sondern am besten auch noch für eine selbst, zumindest für die Spontanen und Ungeduldigen unter uns;-) .  ”Don’t tell it, show it – here and now!

 

Nichts ist stärker als Sehnsucht

 

Die geweckte Sehnsucht sollte so stark sein, dass selbst der lockendste Gesang der Sirenen nicht die geringste Chance hätte, das Schiff vom Kurs abzubringen ohne sich jedoch dabei an den Mast binden zu müssen wie Odysseus, sondern stattdessen dabei locker über das Deck zu schlendern. Okay, Ironie beiseite. Das war jetzt auch etwas vorgegriffen auf untenstehenden Menüpunkt ’Best Case’.

Auch wenn das Projekt die Zielsetzung hat, “die Welt zu retten” durch die Schaffung eines neuen Narrativs, kann es genau dadurch schief gehen, wenn es nicht vorrangig den Blick auf den experimentellen Charakter des Projektes beibehält. Dann ist nämlich das Ziel ist im Weg statt auch den Weg schon das Ziel sein zu lassenDeshalb ist der Status als Experiment so wichtig. Statt das Projekt als einen Vorschlag für ein besseres Gesellschaftsmodell zu propagieren, ist es von ganz entscheidender Bedeutung, das Ganze erstmal nur als einen Versuch zu betrachten, etwas mehr über das wahre Wesen des Homo Sapiens herauszufinden.  Das gilt besonders gegenüber der Öffentlichkeit. Auch jede dabei gemachte Entdeckung sollte man dann nicht als neue Wahrheit herausposaunen (siehe dazu auch den Menüpunkt ‚Das Prediger-Syndrom‘).

 

Sobald man das Wort Tao auch nur ausgesprochen hat, hat man sich schon entfernt davon. 

 

Man kann ja gar nicht wissen, ob es sich wirklich um ein besseres, sprich: mehr menschenwürdiges Modell handelt, bevor man es nicht über einen längeren Zeitraum ausprobiert hatDas deutet neben der relativ kurzen Bauzeit und den geringen Errichtungskosten auf einen weiteren großen Vorteil dieses Projektes hin. Schon innerhalb weniger Monate werden erste tendenzielle und spätestens nach ein paar Jahren gefestigte Ergebnisse erwartet, die man dann der Öffentlichkeit präsentieren könnte, falls die Medien nicht schon von vornherein vom ersten Tag an dokumentieren werden

Wie viele gescheiterte Versuche noch?

 

Monarchie, Demokratie, Sozialismus, sowie alle möglichen Schattierungen dieser Theorien – wie viele großangelegte ‚Versuche‘, die eigentlich alle in katastrophalen Sackgassen geendet sind, können wir uns eigentlich noch erlauben? Vor allem, warum eigentlich immer großangelegt? Warum nicht erstmal im Kleinen probieren, ob ́s funktioniert im Sinne des Erfinders mit Namen “Weltverbesserer”? Was steckt da nur für ein entrückter Grundgedanke hinter diesem babylonischen Turmbau-Syndrom? Was hat das mit dem zu tun, was die Allermeisten am allermeisten interessiert? Was hat das mit dem Alltag der meisten Menschen zu tun? 

 

Warum eigentlich etwas Größeres schaffen wollen als das, was man mit den eigenen Sinnen noch erfassen und überblicken kann? Hier sei jetzt nicht die kleine Anzahl größenwahnsinniger Herrsch- und Aufmerksamkeitssüchtiger angesprochen, die natürlich triftige und leicht verständliche Gründe für dieses Turmbau-Syndrom haben. Angesprochen sind hier Philosophen und Gesellschaftstheoretiker, die immer noch über ideale Staatssysteme nachdenken und diskutieren, bis hin zu einer Weltregierung. OMG!. Natürlich ist hier auch das ‚Fußvolk‘ angesprochen, das immer wieder die großen Staatenlenker wählt, entweder in dem aberwitzigen Glauben, dass es vielleicht doch mal irgendwann besser werden könnte, oder um bei dem geringeren Übel sein Kreuz zu setzen. Allen sei nun gesagt: Der Turm ist überhaupt kein geeignetes Gebilde für Menschen, um darin einen ALLTAG zu leben und sich darin voll zu entfalten. „Seid fruchtbar und mehret Euch ….“ hieß es, und nicht „…. seid furchtbar ….“.  Türme sind auf und aus Furcht gebaut.          

 

Wann wird das erschöpfte ‚Fußvolk‘ wohl die letzte Hoffnung und den letzten Widerstand gegen den Größenwahn dieser kleinen Minderheit endgültig aufgeben? Der Großteil der intellektuellen ‚Kulturelite‘ hat ja schon längst das Handtuch in den Ring geschmissen, und es sich auf den Zuschauerplätzen bequem gemacht, manche sogar auf den Ehrenplätzen in den oberen Rängen. Dort betreibt man dann die künstlerische Nabelschau oder kommentiert wortgewandt den beinharten Kampf unten in der Arena. Die stickige Luft auf den billigen Plätzen nimmt man dort nicht mehr wahr.    

 

Wie auch immer so ein endgültiges Aufgeben enden mag, ob nun im Abgrund des totalen Chaos oder in der Wüste der totalen Überwachung, so hätte die Menschheit damit eine wahrhaft göttliche Chance zur Schaffung eines paradiesartigen Daseins verpasst. Vielleicht für immer, wer weiß?