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Zeitsprung ins Goldene Zeitalter
Ob nun in der ‘ersten’ oder der ‘letzten’ Welt – die sehr niedrigen Kosten im Verhältnis zur Größe des Projekts und Anzahl der Wohneinheiten sind hauptsächlich auf das gewählte vorindustrielle technologische Niveau zurückzuführen, das in etwa dem des späten 17. Jahrhunderts in Mitteleuropa entspricht. Angereichert wird dieses Niveau jedoch mit einigen neueren Low-Tech-Erfindungen, die den Wohn- und Arbeitskomfort im Vergleich zum Alltag der damaligen Bevölkerung vor etwa 250 Jahren erheblich erleichtern werden. Mit rein linearem Zeitverständnis betrachtet wird so eine Idee sofort als undenkbarer Rückschritt bezeichnet werden, da üblicherweise der Stand der Technologie als Maßstab allen Fortschritts gilt. In dem hier vorgestellten Projekt steht jedoch ‘das gute Leben’ und der entsprechende Alltag dazu als wichtigster Maßstab ganz oben auf der Messlatte.
Je angenehmer und erfüllender der Alltag von den Bewohnern dieses Ortes empfunden wird, d.h., je gesünder, je zufriedener und je kreativer die Menschen sind, umso mehr Fortschritt wurde erreicht. Ähnlich hehre Vorsätze haben sich im Laufe der Geschichte schon so einige Ideologien auf die Fahnen geschrieben, um dann oft dann genau das Gegenteil des Beabsichtigten zu erreichen. “Das Ziel liegt im Weg”. Sollte nur der Weg das Ziel sein? Ist nur das ‘Hier und Jetzt’ und nichts anderes wichtig? Ist das so? Muss der Weg zur Hölle immer mit guten Vorsätzen gepflastert sein? Oder hat man bisher vielleicht nur immer wieder wesentliche Faktoren übersehen, die ins des Menschen Himmelreich führen könnten? Man hat zwar das richtige Ziel angepeilt, aber die falschen Koordinaten als Ausgangsposition gehabt, würde ein Seefahrer vielleicht dazu sagen. Das führt nicht ans Ziel, sondern in die Irre. Einer dieser falschen Koordinaten ist das Narrativ über die große Intelligenz des Menschen.
„Vergesst die Klugheit, vergesst die Tüchtigkeit. Dann wird die Freude zum Volk zurückkehren“ (Laotse)
Die historische Epoche des 18. Jahrhunderts war für Westeuropa nicht nur eine Art “goldenes Zeitalter” des Handwerks und der Künste, der Poesie und der Musik, sondern vor allem ein Zeitalter revolutionärer und grundlegend neuer Ideen! Liberté, Egalité, Fraternité – was für eine ungeheuerliche Forderung nach Jahrtausenden des festen Glaubens an göttergewollte hierarchische Ordnungen. Auch die Eroberung des amerikanischen Kontinents mit seinen scheinbar unbegrenzten, oder besser gesagt. weniger regulierten Möglichkeiten, weckte neue Hoffnungen und Visionen von einem Zeitalter mit mehr Freiheit. Vielversprechend war auch die Entdeckung eines weiteren Kontinents, und zwar dem der individuellen Gefühle, dem bis dahin keine große Aufmerksamkeit geschenkt wurde, und sich auf Werke wie Romeo und Julia oder Phänomenen wie den mittelalterlichen Minnesängern beschränkte. Ansonsten war es verpönt, seinen persönlichen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dieser neue Kontinent wurde vorwiegend vom Zeitalter der Romantik und ihren Künstlern und Schriftstellern erforscht, als eine Reaktion auf das rein gedankengeprägte Zeitalter der Aufklärung. Die erste Autobiographie aus der Feder eines Jean-Jacques Rousseau sah das Licht der Welt. Die eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen und seinen persönlichen Gefühlen derart authentisch Ausdruck zu verleihen, war einfach unerhört und eine Sensation zu der damaligen Zeit. Es war ein weiterer Schritt in Richtung Individuation, hätte C.G. Jung vielleicht dazu gesagt. Die Geburt seines Lehrmeisters und ersten Erforschers dieser “Unterwelten”, Sigmund Freud, fällt auch in die Epoche der Romantik. Mit der Theorie und Praxis der Psychoanalyse hatte er eine neue und erweiterte Sicht auf diesen neuentdeckten inneren Kontinent des Menschen geschaffen. Dieser neue Kontinent ist bis heute noch ziemlich unerforscht, sowohl was das Individuelle als auch das kollektive Unterbewusste betrifft, was den absolut größten Teil der menschlichen Psyche ausmacht, ähnlich einem Eisberg, wo der weitaus größte Teil unsichtbar unter der Wasseroberfläche liegt. Aus historischer Sicht hat die Menschheit vielleicht gerade erst die Küsten dieses neuen Kontinents erreicht, während es für das riesige Festland noch keine zuverlässigen Karten gibt. Oder mit den Worten eines Stammtischphilosophen:
„Das vergangene Zeitalter hat um Vernunft gehandelt. Das kommende handelt um Gefühle.“