Innerer Rahmen

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Innerer Rahmen

Die Befolgung der Prinzipien der Permakultur und die Reduzierung von Verwaltung und Regulierung auf ein absolutes Minimum sind einige der Hauptbestandteile auf der praktischen Ebene dieses Konzeptes, wenn auch währende der Anlaufphase in unverzichtbarer Kombination mit externer Unterstützung. Während dieser Zeit soll der Ort auch mit materiellen Gütern versorgt werden, die nicht unmittelbar vor Ort produziert werden können, wie z.B. Kleidung, für die erstmal die entsprechenden Pflanzungen angelegt werden müssen. Auch die Unterstützung durch die externen Fachkräfte aus all den Bereichen des täglichen Lebens, wie sie aufgeführt sind im Kapitel “Äußerer Rahmen” und dem dort vorgestellten Troll ‘n Elves patrol- Konzept sind unabdingbar in der Anlaufphase. Während dieser Zeit ist es Aufgabe des leitenden Teams, Fortschritte zu beobachten, zu dokumentieren und gegen Ende der Anlaufphase zu beurteilen, ob das Projekt in allen Bereichen den Status der vollen Selbstständigkeit erreicht hat, oder ob der Förderzeitraum eventuell noch einmal verlängert werden muss. Auch die Auswahl der Teilnehmer und die Zuweisung der jeweiligen Wohneinheiten. dazugehörigem Acker- und Gartenland samt Ausrüstung udn Bekleidung gehören zu den Aufgaben des Teams. Es sollte bei der Auswahl der Teilnehmer auf größtmögliche Vielfalt geachtet werden, sowohl in Bezug auf den sozialen und kulturellen Hintergrund als auch auf persönliche Eigenschaften. Zu diesem Zweck können sowohl wissenschaftliche Modelle als auch z.B. die der psychologischen Typologie oder die der Astrologie zu Hilfe genommen werden. Doch letztlich ist die eigene Intuition in der Regel immer der beste Wegweiser. Über alle Beschlüsse dieser Art muss grundsätzlich Einstimmigkeit im leitenden Team herrschen (siehe dazu auch das Thema Community Building Kapitel ‘Grundlegende Anforderungen an ‘Laboranten’ unter dem Menüpunkt WIE so ein Projekt realisieren)

Troll’n Elves patrols – support from the fairytale world

Jeder erwachsenen Person, egal ob mit oder ohne Kinder, wird bei Eintritt in das Projekt ein gleich großes Eigentum zugewiesen (siehe Kapitel Four-Rules-Only Dogma, 1. Property Rule), was besteht aus einer Wohnhütte und einem Stück Ackerland, Kleinvieh und Geflügel, sowie der notwendigen Ausrüstungen und Werkzeuge. Ebenso wird einheitliche Bekleidung und Schuhzeug an alle Teilnehmer verteilt, bis der Anbau der entsprechenden Pflanzen und die selbsttragende Produktion mit Textilien voll in Gange gekommen ist. Es ist Teil des Experiments zu beobachten, welche Art von Bekleidungsstilen und Moden sich in der darauffolgenden Zeit entwickeln werden und inwieweit dieser Ort vielleicht seinen ganz eigenen Stil und besonderes Design entwickeln wird, oder ob und wieweit er noch von der Außenwelt und deren Trends beeinflusst werden wird. Auch das Niveau der allgemeinen Kunstfertigkeit wird interessant sein, zu beobachten. Werden die Gebrauchsgegenstände des Alltags mit größerer Kunstfertigkeit angefertigt werden in diesem Ort, der u.a. erheblich mehr Freizeit bietet als die normale Welt? Wird man Kleidung und Behausung nun nicht nur mehr als notwendige zweite und dritte Haut des Menschen betrachten, jetzt auch noch frei von jeglichen Giftstoffen, sondern als eine Möglichkeit zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, als wenn sie Schmucksachen wären?

Ein anderer und wesentlicherer Teil des Experiments ist herauszufinden, ob sich der Anteil der anfänglichen Single-Haushalte zugunsten größerer Haushaltsgemeinschaften verändern wird oder nicht, wenn beide Optionen einschließlich des Wechsels zwischen den verschiedenen Optionen jederzeit offenstehen und wirtschaftliche Gründe wie z.B. Wohnungsknappheit oder Einsparung von Lebenshaltungskosten keine Rolle mehr spielen. Dasselbe gilt auch für die Tätigkeiten zur Erwirtschaftung des eigenen Lebensunterhalts. Werden sich die Menschen auch zusammentun, wenn dies aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht mehr nötig ist, wenn jeder sein eigener Herr bzw. eigene Herrin sein kann? Werden sich freiwillige Arbeitsgemeinschaften bilden, und wird wieder Arbeitsteilung und damit Handel zwischen den verschiedenen Gewerken entstehen? Wieviel Zeit werden die Teilnehmer dann in ihr jeweiliges Gewerk stecken? Wird es sich hier von der reinen Notwendigkeit zum Überleben zusätzlich in eine Möglichkeit des persönlichen Ausdrucks verwandeln? Wird man sich dort von Kunsthandwerken oder gar dem reinen Künstlerdasein ernähren können, oder wird es nur brotlose Kunst sein, wo man dann auch wirklich verhungern kann, weil es dort keine Sozialversicherungen gibt? Wird jeder sich selbst genug sein und sich mit der eigenen Selbstversorgung begnügen, wenn keine ökonomische Notwendigkeit für einen Handel besteht? Oder wird man sich zukünftig gar nur noch gegenseitig beschenken, wie einige Utopisten es sich erträumen? Werden neue Familienformen entstehen, und wird – inspiriert von der Mosuo-Kultur o.a., – die sog. Besuchsehe sich vielleicht etablieren, wie es lt. Hypothese erwartet wird? Was entspricht der eigentlichen Natur des Menschen am meisten? Oder vielleicht präziser gefragt: Was kommt im jetzigen historischen Zeitabschnitt der größten Sehnsucht der Menschen am nächsten? In welche Richtung sollte es politisch und kulturell gehen, wenn man diesen Sehnsüchten Raum geben wollte, und welches sollten die nächsten Schritte sein? Das ist die hypothetische Fragestellung dieses Projektes.

An diesem experimentellen Ort wird es im Gegensatz zur Außenwelt tatsächlich möglich sein, all diese Fragen in ihrer ganzen Bandbreite zu erforschen. Es ist Teil der Untersuchung des grundlegenden Konflikts zwischen individueller Freiheit und kollektiver Sicherheit, wie beschrieben unter dem Hauptkapitel “WARUM …. so ein Projekt?

Es ist Teil des experimentellen Charakters des Projektes, sich auf nur vier Hauptregeln zu stützen, die für alle Teilnehmer des Experiments gelten und nicht verhandelbar sind. Diese Regeln basieren auf dem Ring of Needs mit den vier als gleich wichtig anerkannten Grundbedürfnissen des Menschen, die alle befriedigt sein müssen, wenn es nicht nur ums einigermaßen Überleben gehen soll, sondern um die volle Entfaltung aller persönlichen Potentziale. Vom Vegetieren zur vollen Blüte, in der Sprache des Botanikers. Die zu befriedigenden vier Grundbedürfnisse heißen Urtriebe (Essen, Trinken, Fortpflanzung), Gemeinschaft (Familie, Stamm), Persönlichkeit (Individualität, Kreativität) und Erkennung des Anderen (Liebe = Sehen der Wirklichkeit des Anderen). Die Bedürfnisse des Anderen sehen zu können stellt so eine Art Bindeglied zu den vorherigen Bedürfnissen dar und lässt deren scheinbare Gegensätzlichkeit in Auflösung gehen.

The Ring of Needsone link missing, no blissing

Die unumstößlichen Regeln des Ortes werden als das Four-Rules-Only Dogma bezeichnet und basieren auf den Erkenntnissen dargestellt im Ring of Needs. Die geringe Anzahl von Regeln, die man quasi an einer Hand abzählen kann, wird gleichzeitig eine große Erleichterung sein, ganz im Gegensatz zu dem unüberschaubaren Wust von Regeln und Gesetzen in der normalen Außenwelt. Selbst für den indigenen Anteil der Teilnehmer, der in der Regel ein erhebliches geringeres Niveau an Reglementierung gewohnt ist als der moderne Mensch, wird diese einfache Regelung eine große Erleichterung bedeuten. Befreit diese Regelung doch von den vielleicht wenigen, aber meist doch sehr einengenden Dogmen einer Stammesgesellschaft. So übersichtlich und klar definiert die Regeln sind, so konsequent sollen sie auch gehandhabt werden. Im Falle eines Regelverstoßes führt es zum sofortigen und dauerhaften Ausschluss von der Teilnahme an dem Projekt.  

Photo credit to: Sven Dahl ARTGRAFIK.dk (The Ring of needs)