Heilung des Urtraumas

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Heilung des Urtraumas

Bei diesem experimentellen Projekt geht es darum, einen Weg zur Heilung des Urtraumas zu finden, das darin besteht, das tiefe Vertrauen in sich selbst und in die Gemeinschaft verloren zu haben. Das beinhaltet auch den Verlust des Bewusstseins über die eigenen schöpferischen Potentiale, sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene. Seit der frühen Kindheit verdrängte schmerzhafte Gefühle können nun wiederentdeckt und in einem therapeutisch geschützten Rahmen betrachtet und ggf. wiedererlebt werden, diesmal jedoch ohne die Bedrohung, vor denen die traumatischen Reaktionen einst die angegriffene Kinderseele schützen wollten. Das Zauberwort zur Heilung verwundeter Herzen lautet Wiederholung. Ständig wiederkehrende rituelle Handlungen innerhalb der Gemeinschaft sind ein tiefes und in der Genetik des Menschen verankertes Grundbedürfnis. Deshalb machen gelegentliche Therapiestunden in der Regel nicht viel mehr aus als ein etwas linderndes Trostpflaster. Besser als gar nichts, natürlich, aber nicht nachhaltig. Deshalb bestehen Kinder so beharrlich auf die Regelmäßigkeit der Wiederholung von festen Gewohnheiten, es sei dennn, sie geben irgendwann auf. Kinder sind mit diesem Grundbedürfnis mehr in Kontakt als Erwachsene. Das erklärt zum Beispiel die so oft und so beharrlich geforderte Beibehaltung der gewohnten Weihnachtsbräuche, eine der wenigen übriggebliebenen rituellen Handlungen in modernen Zeiten. In diesem Projekt wird zum Beispiel durch die täglich sich wiederholende Erfahrung der autarken Selbstversorgung sich irgendwann die traumatische der Angst vor der Armut von alleine auflösen. – ziemlich schnell gemildert werden, um es dann irgendwann ganz verschwinden zu lassen – jedenfalls lt. Hypothese dieses Projektes. Das permanente Gefühl des drohenden materiellen Mangels war und ist einer der Antriebskräfte des ewigen Hamsterrades und allermöglicher individuellen und kollektiven Dramen, so die vorrangegange Analyse.

Bzgl. dem o.g. Ur-trauma wird die ständig wiederkehrende Erfahrung, mit den eigenen Problemen nicht mehr allein gelassen zu werden und Teil einer sich gegenseitig unterstützenden Gemeinschaft zu sein, das traumatischste aller Gefühle mildern, und irgendwann vielleicht sogar heilen. Es ist das Ur-Trauma des Im-Stich-gelassen-werdens, des Nicht-mehr-Dazugehörens oder gar des Ausgestoßen-Seins aus der Gemeinschaft. Die Blutsverwandschaft ist dabei die scheinbar bedeutendste Einheit seit Menschengedenken, doch nicht unbedingt seit Urzeiten. In der der absolut längsten Phase der Menschheit der Altsteinzeit haben die nomadierenden ‘Horden’ wahrscheinlich weder matrilineare noch patrilineare
Blutlinien eine Rolle gespielt, wenn die biolgische Herkunft eines Neugeborenen überhaupt bekannt war. Auf die Unwichtigkeit von blutsfamiliären Beziehungen wurden zum ersten Mal wieder von religiösen Anführern wie zum Beispiel Siddartha Gatauma oder Jesus Christus hingewiesen, wonach man auch auch seinen Nachbarn und allemöglichen Anderen lieben sollte. Das war eine sehr unerhörte Aufforderung zu damaliger Zeit.

Das blutlineare Denken in Abstammnungslinien ist nach über nach zweitausend Jahren seit dieser Botschaft immer noch sehr verbreitet, auch wenn die Tendenz deutlich abnehmend ist. Doch viele Menschen lieben es immer noch, etwas über ihre biologischen Vorfahren zu erfahren. Zugrunde liegt wohl das Bedürfnis, mit Hilfe des Wissens über die biologischen Wurzeln mehr Halt im eigenen Leben zu bekommen. Diese menschlichen Wurzeln werden in der Zukunft eines Transhumanismus keine Rolle mehr spielen, bzw. nicht mehr aus irgendwelchen Geschichten der Ahnen bestehen, sondern wahrscheinlich nur noch aus digitalen Datensammlungen. Doch ob damit die Unwichtigkeit der Blutsfamilie als höchste Priorität im Sinne der og. religösen Anführer gelöst wird, darf man wohl bezweifeln.

Die Familie, egal ob biologisch verwandt oder nicht, das sind vor allem die Menschen, mit denen man tagtäglich das Leben teilt und die einem zumindest physisch am nächsten sind. Selbst bei unharmonischen Familienverhältnissen sind intensive gefühlsmäßige Bindungen zwischen den Mitgliedern einfach unvermeidlich. Der amerikanische Psychotherapeut und Autor des Buches The Road less travelled, Scott Peck, sieht in dieser Unvermeidlichkeit den Grund für immer wiederkehrende psychologische Muster im Leben, z.B. sich trotz aller guten Vorsätze immer wieder in die “Falschen” zu verlieben, oder immer wieder an gewalttätige Menschen zu geraten, oder seine eigenen Kinder zu schlagen, auch wenn man es als Kind gehasst hatte, geschlagen zu werden und geschworen hatte, dies niemals anderen anzutun. Auch bei der Wahl von Ehepartnern ist es offensichtlich, wenn man sich ein Elternhaus und dann die jeweilige Partnerwahl ansieht. Da haben in der Regel Vater, Mutter oder Geschwisterteil eine große Rolle bei der Wahl gespielt. Das hat weniger mit genetischen Faktoren zu tun als vielmehr mit dem ALLTAG, den man miteinander geteilt hat über lange Zeit und deswegen vertraut ist, aus einer Zeit, wo das Herz als Kind noch weit offensteht. Das gilt im Übrigen nicht nur für Menschen und andere lebende Wesen, sondern auch für Landschaften, Orte oder liebgewonnene Gegenstände, wenn diese jemanden nur lange genug im Leben begleitet haben oder z. B. mit geliebten Personen oder schönen Erinnerungen in Verbindung gebracht werden. Noch deutlicher und wirklich von großer Tragweite hat diese Unvermeidlichkeit der Bindung bei liebgewonnenen Weltanschauungen und Überzeugungen jeder Art, die einem vielleicht schon ein Leben lang Halt gegeben haben und einem die Welt erklärt haben. Die Erklärung dafür ist immer die Gleiche, noch dazu eine denkbar einfache und schon fast banal klingende, was aber nichts daran ändert, dass es eine Art Naturgesetz ist:

“Das, was man kennt, liebt man (M. Scott Peck, amerik. Psychotherapeut und Autor)

Wer möchte schon verlieren, was man liebt oder was einem Halt gibt? Wenn die Dimension dieses Naturgesetztes wirklich erfasst ist, wird für manches bisher unverständliche Verhalten von Menschen wesentlich mehr Verständnis aufgebracht werden können. Seinen Nächsten zu lieben unabhängig von Blutsverwandtschaft und in nicht-familiären Gemeinschaften zu leben, war ein Teil der revolutionären Kernlehre sowohl des Buddhismus als auch des Christentums in ihren Anfängen. Dessen ‘Gurus’ lebten es vor. Doch schon sehr bald vermischte sich diese neue Lehre wieder mit dem althergebrachten Götterglauben z.B. mit dem des Alten Testamentes, womit das eigentlich rein zwischenmenschliche Problem wieder ausdelegiert wurde an einen fiktiven, allmächtigen und vaterähnlichem Herrscher im Himmel, diesem Abbild des egozentrischen megalomanischen Trotzalters der Menschheitsgeschichte. Sehr zum Leidwesen der Menschheit ist dies geschehen, muss man wohl sagen. Denn egal ob engste Familie oder nähere Umgebung: Das Ur-Trauma des Im-Stich-gelassen-werdens, des Nicht-Angenommen-Seins, des Nicht-Geliebt-Seins, so wie man nun mal ist, ist von der der Nicht-Aufmerksamkeit der Gemeinschaft gegenüber dem jeweiligen Kind verursacht worden, das dabei sein angeborenes Urvertrauen verloren hat.

Healing of the ancient trauma – rising like Phoenix from the ashes

Die erhebliche Verringerung des permanenten Stressniveaus, hevorgehend aus o.g. Urtrauma und deutlichstes Kennzeichen der modernen Zivilisation, soll durch einen Alltag in einer Art “goldenem Zeitalter“ den Prozess der Heilung unterstützen. Es wird in diesem neuen “goldenen Zeitalter” im Gegensatz zu früheren Zeiten allerdings nicht darum gehen, das ‘das gute Leben’ nur für eine kleine privilegierte Minderheit zu schaffen, die dann nur ein paar dünne Scheiben und kleine Brocken des leckeren Kuchens an den Rest der Bevölkerung abgibt. Hier soll der leckere Kuchen für alle Beteiligten sein, so utopisch das zunächst auch klingen mag. In dem hier gesteckten Rahmen ist es aber alles andere als utopisch, so zumindest die Hypothese.

Dieses Konzept birgt im Grunde keine grundlegend neuen Ideen in sich. Alle Ideen wurden irgendwann schon einmal gedacht, und viele davon in Büchern niedergeschrieben. Das einzig wirklich Neue ist die Zusammensetzung dieser Ideen zu einem neuartigen Mosaik, zu dessen Erstellung sozusagen die Kirschen aus dem Kuchen der jahrtausendelangen menschlichen Erfahrung gepickt wurden. Das besondere Augenmerk lag dabei immer auf ‘das gute Leben’ der allgemeinen Bevölkerung, d.h. es wurde historisch gesehen immer dort nach den ‘Kirschen’ gesucht, wo ein allgemeines Wohlergehen der Bevölkerung verzeichnet werden konnte. Da in den Geschichtsbüchern in der Regel zumeist die Geschichte der herrschenden und damit privilegierten Oberschicht erzählt wird, wo sich nur eine Dynastie an die andere reiht, meist mit viel Krieg im Kielwasser. Im besten Fall werden herausragende Generäle erwähnt, doch so gut wie nie scheinen die alltäglichen Lebensbedingungen des gemeinen Volkes auch nur eine Erwähnung wert zu sein. Um das herauszufinden, erfordert es oft ein Lesen zwischen den Zeilen, oder das Lesen von den Berichten Handelsreisender jener Epochen. Am besten ist aber noch das Betrachten der Kunstfertigkeit bei der Herstellung von Gebrauchsgegenständen des Alltags der jeweiligen Epoche. Diese gibt noch am meisten Aufschluß über den ‘Degree of Bliss’ einer Bevölkerung. Ansonsten beginnt es mit Berichten über den ganz normalen Alltag des gemeinen Volkes erst in dem o g. Zeitalter der Romantik, wo es dann allerdings vielfach mit der Verklärung und Idyllisierung des einfachen Landlebens endete. Nicht ohne Grund wird es wohl das Zeitalter der Romantik genannt ;-). Doch Werke wie z.B. Two Cities von Charles Dickens beschreiben dann umso besser auch die barsche Wirklichkeit des gemeinen Volkes, und erzählen gleichzeitig etwas über das manchmal so heldenhafte Gemüt des Menschen aus diesen Kreisen, die gar nichts göttliches mehr an sich haben. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Two Cities eines der bisher meistgelesenen Bücher der Belletristik ist.