4. You can’t always get what you want

  • Am besten geeignet für PC-Schirme

4. You can’t always get what you want

“Man kann nicht alles haben”, und das gilt auch für den Alltag im D-Lab. Aber ist es nicht eine verlockende Aufgabe, etwas zu erschaffen, wo man vielleicht eines Tages alles haben könnte, was das Herz begehrt? Denn was gäbe es Schöneres, als wenn man das hier schon so oft angesprochene Dilemma mit den „Entweder-Oder“- Entscheidungen zwischen individueller Freiheit und kollektiver Geborgenheit endlich zu den Akten legen könnte, oder zumindest den Versuch dazu unternommen hat?

Geht es hier nun wohl um den Versuch, die eierlegende Wollmilchsau heranzuzüchten, also um die Schaffung des Nonplusultra? (aus aktuellem Anlass wäre vielleicht die Bezeichnung Laboratorium zur Züchtung eines Antivirus passender;-) . “Ja, ja, immer dieser Größenwahn“, hört man die ewigen Mahner raunen. “Könnte sich so eine Kreation nicht auch verwandeln in ein bissiges Untier?(bzw. in einen gefährlich mutierenden Virus?;-). Lasst uns bescheiden bleiben. Lieber beugen als brechen.“

Wen die letzten Sätze ansprechen, und wer bei der Herausforderung, das bisher ultimativ Beste zu erschaffen, keinerlei Begeisterung verspüren kann, sollte diese Seite dann wohl spätestens hier verlassen. Denn ein jeder Meister weiß, dass man in der Regel nur dann ein einigermaßen vernünftiges Endergebnis erzielt, wenn man auf das Nonplusultra zusteuert. Es ist reine Dummheit, Perfektion zu erwarten. Man wird zu einer Pestilenz für die Umgebung. Doch genau so schlimm ist die Trägheit, wenn man von vorneherein verwirft, das Perfekte zumindest anzustreben. Es ist die Angst, der eigenen Erwartung nicht zu genügen. In beiden Fällen liegt ein falsche Erwartung zugrunde. Das Ultimative und One-size fits all gibt´s nicht, behaupten die Mahner, oder sie befürchten Uniformität. Das Ergebnis dieser Art von Denken ist in der Regel allgemeine Mittelmäßigkeit, die in der grauen Uniformität endet.

Es erscheint paradox – zumindest für jemanden, der nicht mit mit dem Phänomen der schöpferischen Aufmerksamkeit vertraut ist – dass das Ziel im Weg stehen und gleichzeitig der Weg zum Ziel sein kann. Dann verlautet da noch eine alte Weisheit, dass allein der Weg das Ziel sein soll. Doch wer einen spirituellen Kindergartern sucht, ist in diesem Projekt fehl am Platze. Das Ziel gibt hier den Weg vor. Dass der jeweilige Kurs immer den jeweiligen Bedingungen angepasst sein sollte, ist eine Selbstverständlichkeit. Doch über die ‘Kapitänslinie’ vom Ausgangspunkt zum Bestimmungsort sollte es absolute Einigkeit geben. Dann gilt es nur noch, auf die jeweilig vorherrschenden Wetterlage gemeinsam angemessen zu reagieren.

Die Mittelmäßigen spannen den Bogen nie ganz bis zum Äußersten, und wollen dann gerne, dass alle anderen es auch so machen – vor allem, um ihre eigene Schwäche und Angst zu verbergen.  Es ist in Wirklichkeit weniger die Angst vor dem Bersten des Bogens, sondern vor der Macht, die man dann besitzt, wenn man das Bogenschießen gut beherrscht. Ein wahrer Meister spannt den Bogen bis zum äußersten Punkt, ohne ihn je zu überspannen – was ihn vom Übermütigen und Größenwahnsinnigen unterscheidet. Dann nutzt er im richtigen Moment die hohe Spannung und schießt seinen Pfeil in die Richtung des Zielpunktes ab. Ist der Bogen ausgebraucht, wird er wieder entspannt und sicher aufbewahrt.

Homogeneity – without uniformity

Ein anderer Aspekt bezüglich der Anpeilung von Perfektion ist die Logik. Denn man könnte sich ja auch mal fragen, was denn all die Bescheidenheit und das Sich-Verbiegen nützt, wenn das Haus schon an allen Ecken und Enden angefangen hat, nicht mehr nur vor sich hin zu schwelen, sondern richtig Feuer zu fangen. Wird das Feuer von den lahmen Einsatzkräften doch noch gelöscht werden, dann wartet zukünftig ein Alltagsleben, in dem man noch weniger Herr im eigenen Haus sein wird. Man wird noch mehr wie bisher auf Schritt und Tritt überwacht werden wird – damit so ein Feuer nie wieder ausbrechen kann. Nie wieder Feuer! wird es lautstark heißen, und damit der Ruf nach Kontrolle. Mal ganz abgesehen von all den vielen anderen bereits ungesunden Dingen in diesem verschmutzten Haus. Was gibt es also wirklich noch zu verlieren, liebe Mahner und Skeptiker? Und was möglicherweise zu gewinnen? Was ist Vorsicht, was ist Feigheit? Um sich diese Frage selbst ehrlich zu beantwoeten, vielleicht mal in den Spiegel schauen.

Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind. Unsere tiefste Angst ist, dass wir über die Maßen machtvoll sind (Nelson Mandela)

Es versteht sich wohl von selbst, dass eine Art Probezeit von einigen Wochen notwendig sein wird, in der man sich kennenlernt und spürt, ob es nun auch dieses Projekt ist, das wirklich ganz oben auf der Prioritätenliste stehen könnte. Aber der brennende Wunsch nach einer “Heldenreise” sollte ganz bestimmt schon vor dem ersten Kontakt bestehen.

Dieser Aufruf richtet sich an Menschen, die den Warnschuss vor dem Bug des Weltschiffs gehört haben und sich bewusst sind, dass eine volle Breitseite dieses Schiff mit dem Namen Zivilisation auf der Stelle versenken könnte. Oder, was einigen noch schlimmer erscheinen mag, dass dieses Weltschiff nach einem Tsunami neuer Technologien, ausgelöst durch KI und Quantencomputer, bald ein schwimmendes Gefängnis werden könnte, sei es nun im Sinne der Orwell´schen oder Huxley´schen Dystopie. Dunkle Wolken am Horizont kündigen den nächsten Orkan schon an. Was danach übrig bleibt im Falle eines Nicht-Untergangs, könnte wirklich ein Geisterschiff sein, das fortan zunehmend vom nun völlig ‘verkopften’ Zeitgeist gesteuert wird. Matrix lässt grüßen. Untergang oder Geisterschiff – das klingt wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, zumindest für diejenigen, die überhaupt noch etwas merken. Deren Zahl wird von Tag zu Tag geringer. Das ist nicht nur allein der gigantischen Propagandamaschinerie zuzuschreiben, sondern auch der massiven Zunahme chemischer und digitaler Vergiftung. Die Digitalisierung ist wahrhaftig ein Sinnbild für die Kulmination der unaufhörlichen Gedankenmaschinerie des armen Adams, der den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht – von den leckeren Früchten daran ganz zu schweigen. Lt. Untersuchungen verbringt der moderne Mensch jetzt schon durchschnittlich 7-8 Stunden täglich vor einem Schirm – Tendenz unaufhaltsam steigend – und ist damit vorwiegend im Kopf und zumeist abgekoppelt vom Rest des Körpers. Muss man sich da eigentlich noch über irgendetwas wundern, wie z.B. über den Wahnsinn der Coronoia?

Das Ruder kann nur durch eine Art Quantensprung des Bewusstseins herumgerissen werden, zu dem dieses Projekt beitragen möchte. Im ersten Szenario, dem Untergang, dem totalen Chaos, Armageddon, Ragnarök oder wie auch immer man das nennen möchte, könnte dieses Projekt mit etwas Glück und Umsicht vielleicht noch als eine Art Rettungsinsel dienen. Für Landratten gibt das Gleichnis vom Abgrund des totalen Chaos auf der einen Seite und der Wüste der totalen Kontrolle auf der anderen Seite – mit einer kleinen blühenden Oase dazwischen – vielleicht ein etwas verständlicheres Bild. Wichtig ist nur zu verstehen, dass dies kein Aussteigerprojekt ist, sondern eines, das mithelfen möchte, vom jetzigen schmalen Grat an gesunder Rest-Vernunft nicht ganz und gar abzukommen, und stattdessen Hoffnung zu verbreiten auf einen Weg, der statt Abgrund oder Wüste eine blühende Oase anbietet.

  Mit diesen Zeilen hier sollte es nun endlich auch genug der Warnungen sein vor den lauernden Dystopien. Dem ‘Monster’ der Dystopie sollte keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das tun andere schon zur Genüge. Aber man sollte dem Monster doch einmal in die Augen gesehen haben, um ihm die Stirn bieten zu können. Dann verliert es tatsächlich seine Unheimlichkeit. Und wenn man ein wenig tiefer in seine Augen blickt, wird man nichts anderes sehen als die Seele eines misshandelten Kindes, das endlich nur gesehen und genommen werden möchte, wie es im Grunde seines Herzens ist. Das ‘Monster’ und der größte Bösewicht aller Zeiten heißt ‘vorherrschender Zeitgeist’. Der wählt seine Akteure, genauso wie der Anti-Zeitgeist es tut. Hat man das erst wirklich verstanden, nicht nur intellektuell, sondern mit ganzem Herzen, dann kann sich das ‘Monster’ eines Tages tatsächlich in ein zahmes und sogar sehr nutzbringendes Haustier verwandeln :-).

Say hello – to your trauma

Photo credit to: jenniwren32.blogspot.com/2010/10/silly-monsters-welcome.html (for image “Say hello – to your trauma”)